Barcelona, 13. Mai 2012 - Noch mehr Sicherheit bei der Bestrahlung von Prostatakrebs bietet neuerdings ein Gel-Depot, ein so genannten Spacer, der als Abstandhalter zwischen Vorderwand des Enddarms (Rektum) und Prostata positioniert wird. Dadurch wird der Enddarm vor gefährlichen Strahlenschäden optimal geschützt. Das Westdeutsche Prostatazentrum in Köln hat nun die ersten Patienten mit dem innovativen System erfolgreich behandelt. Die Ergebnisse präsentierte der Strahlentherapeut Dr. Gregor Spira auf der diesjährigen Tagung der Europäischen Gesellschaft für Radioonkologie (ESTRO) in Barcelona.
Dank hochmoderner Medizintechnik und verfeinerter Methoden gewinnt die Strahlentherapie des Prostatakarzinoms zunehmend an Bedeutung. Die Platzierung kleinster Strahlenquellen direkt in die Prostata (Brachytherapie) sowie die intensitätsmodulierte und bildgesteuerte Bestrahlung machen es heute möglich, die Prostata millimetergenau zu bestrahlen, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen. Dennoch lassen sich strahlenbedingte Reizungen des Enddarms und damit verbunden eine höhere Stuhlfrequenz nicht in allen Fällen verhindern, besonders dann, wenn sehr hohe Strahlendosen aufgrund eines fortgeschrittenen Tumorstadiums eingestrahlt werden müssen.
Abhilfe schafft das so genannte SpaceOAR-System. Es handelt sich dabei um ein wasserhaltiges Gel (Hydrogel), das vor Beginn der Therapie zwischen Prostata und Enddarm positioniert wird. Dadurch wird der Abstand zwischen den beiden Organen deutlich vergrößert. „Das reicht aus, um die Strahlendosis auf das Rektum noch weiter zu minimieren und so strahlenbedingte Reizungen des Enddarms fast komplett zu unterbinden“, betont Dr. Gregor Spira, Strahlentherapeut im Westdeutschen Prostatazentrum. Dies zeigen sehr eindeutig die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Westdeutschen Prostatazentrums1, die jüngst anlässlich der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radioonkologie (ESTRO) in Barcelona einem breiten Fachpublikum vorgestellt wurden.
Schonung des Enddarms
Dazu untersuchten die Mediziner zwischen November 2011 und Februar 2012 insgesamt 12 Patienten, die eine Kombinationstherapie aus einer Brachytherapie (HDR-Afterloading) und einer intensitätsmodulierten, bildgesteuerten Bestrahlung von außen erhielten. Allen Patienten wurde vor der Bestrahlung ein Hydrogel zwischen Prostata und Enddarm injiziert. „Mit dem Einbringen des Gels konnten wir den Abstand zwischen Prostata und Enddarm um bis zu 13 Millimeter vergrößern“, erklärt Dr. Spira. Damit ließ sich die Strahlendosis auf den Enddarm insgesamt um fast die Hälfte verringern. „Ein sichtlicher Erfolg, der sich auch in der Lebensqualität der Patienten während der Bestrahlung bemerkbar macht“, betont der Strahlentherapeut. So zeigte keiner der Männer schwerwiegende Nebenwirkungen, wie Entzündungen am Enddarm, Durchfall oder blutigen Stuh1.
„Vom Space OAR profitieren aber nicht nur Patienten mit einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom, die sich zusätzlich zur Brachytherapie einer äußeren Bestrahlung unterziehen müssen sondern auch Patienten, deren Abstand zwischen Enddarm und Prostata vergleichsweise klein ist“, resümiert Dr. Spira. Im Bedarfsfall sei es außerdem möglich, die applizierte Strahlendosis zu erhöhen, ohne das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen.