Köln, 23. Juni 2025 –Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Dennoch verzichten viele Männer auf die empfohlene Früherkennung – mit potenziell tödlichen Folgen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der renommierten European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC), die auf dem diesjährigen Europäischen Urologenkongress (EAU) in Madrid vorgestellt wurde.
Die Sub-Analyse basiert auf der Langzeitbeobachtung von 72.460 Männern über einen Zeitraum von 20 Jahren. Rund 12.400 Teilnehmer – etwa jeder Sechste –nahmen trotz mehrfacher Einladung an keiner einzigen Vorsorgeuntersuchung teil. Die „Nicht-Teilnehmer“ hatten ein um 45% höheres Risiko an Prostatakrebs zu sterben, im Vergleich zu denen, die regelmäßig am Screening teilnahmen. Demgegenüber wiesen Männer, die alle Vorsorgetermine wahrgenommen hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe ein 23 % geringeres Sterberisiko auf. Zudem traten bei ihnen deutlich seltener aggressive oder fortgeschrittene Tumoren auf.
Früh erkannt, besser geheilt
„Die Daten zeigen, dass regelmäßige Vorsorge Leben retten kann“, betont Dr. Pedram Derakhshani, leitender Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum (WPZ)in Köln. „Wird Prostatakrebs in einem frühen Stadium diagnostiziert, kann er in mehr als 80 % der Fälle durch eine geeignete Therapie geheilt werden.“
Warum jedoch so viele Männer die urologische Vorsorge meiden ist vielschichtig. Ein Teil gehört laut Studie zu den sogenannten Care Avoiders – Menschen, die medizinische Angebote generell nicht wahrnehmen. Hier sehen die Studienautoren und das WPZ dringenden Aufklärungsbedarf. „Viele Männer vermeiden den Arztbesuch aus Angst, Unwissenheit oder falscher Scham und riskieren dadurch eine spätere, oft schwer behandelbare Prostatakrebs-Diagnose“, warnt Dr. Derakhshani. „Dabei ist die Untersuchung schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten.“
Einmal im Jahr zur Vorsorge
Einmal im Jahr sollte jeder Mann ab 45 Jahren eineurologische Krebsfrüherkennung durchführen lassen. Gab es in der Verwandtschaft bereits Betroffene mit Prostatakrebs, wird eine jährliche Vorsorge bereits ab dem 40. Lebensjahr empfohlen. Sie umfasst ein ärztliches Gespräch, die PSA-Wert-Bestimmung im Blut, eine Ultraschalluntersuchung sowie optional die Tastuntersuchung.. Die Kombination dieser Untersuchungen bietet die höchste Sicherheit Prostatakrebs in einem frühen, heilbaren Stadium zu erkennen.
Angesichts der von der WHO prognostizierten Verdopplung der Prostatakrebs-Fälle bis 2040 ruft das WPZ alle Männer nachdrücklich auf, die Früherkennung ernst zu nehmen. „Regelmäßige Vorsorge ist eine einfache Möglichkeit, Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen“, so Dr. Derakhshani. „Sie sollte so selbstverständlich sein, wieder Check-up beim Hausarzt.“
Renée CA et al.,Prostate cancer mortality in men not attending a population-based screeningprogram: the ‘good’, the ‘bad’, and the ‘ugly’ after 20-year follow-up in the EuropeanRandomized study of Screening for Prostate Cancer. A0279;EAU25, Madrid